123 Jahre im Dienst der Mobilität

Am 30. April feiert der ARBÖ sein 123-jähriges Bestehen. Anlässlich dieses Jubiläums wird der „1 2 3 Mobilitätsplan“ für die Individualmobilität der Zukunft veröffentlicht.

Im Gasthaus „Zur roten Brez‘n“ wurde morgen vor 123 Jahren Geschichte geschrieben. Verschiedene Radfahrvereine aus Wien, Niederösterreich, Mähren und Schlesien schlossen sich in Wien Ottakring zum „Verband der Arbeiter-Radfahrervereine Österreichs“ zusammen. Alois Zipfinger und rund zwanzig weitere Radfahrer legten damit den Grundstein für einen Verein, der die Mobilität Österreichs in der Folge nicht nur fördert, sondern durch zahlreiche Aktivitäten auch sicherer macht.

Dabei waren die Anfänge gar nicht so leicht: So ging der erste Gründungsversuch des Vereins schief, weil die Behörden „den Vereinszweck nicht erkannten“. Aber auch in den folgenden Jahren wurden Radrennen als gesundheitsgefährdendes und kräftevergeudendes „Relikt des Kapitalismus“ angesehen. Erst nach und nach etablierte sich das Fahrrad als Sport- und Fortbewegungsmittel und der „Verband der Arbeiter-Radfahrervereine Österreichs“ freute sich über regen Zulauf und einer stetig steigenden Mitgliederanzahl.

Fast drei Jahrzehnte nach seiner Gründung kam es zu einer großen Veränderung beim „Verband der Arbeiter-Radfahrervereine Österreichs“: Der Name wird auf „Arbeiter-Radfahrerbund Österreichs“ geändert und erstmals wurden auch Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer als neue Mitglieder akzeptiert. Die Motorisierung hielt ab diesem Zeitpunkt Einzug in die Organisation und es sollen – nach dem Ende des 2. Weltkriegs – noch weitere Entwicklungsschritte folgen, wie Fritz Beidler, Präsident des ARBÖ Wien anlässlich der Pressekonferenz ausführt: „1957 gründete Karl Zehetmayer die ‚Straßenwacht‘ als Pannendienst. Fünf gelb-blau lackierte Beiwagenmaschinen und ein Citroën 2CV patrouillierten an Wochenenden mit freiwilligen Helfern auf Ausfallsstraßen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland.“

Durch den großen Erfolg dieser vorerst ehrenamtlichen Pannenhilfe kam es in den 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts zu weitreichenden Veränderungen: Der Name wurde auf die bis heute gültige Form in „Auto-, Motor- und Radfahrerbund Österreichs“ geändert, das erste ARBÖ-Prüfzentrum in der Schlechtastraße in Wien-Landstraße wurde eröffnet und 1967 schließlich der ARBÖ-Pannendienst ins Leben gerufen.

Der ARBÖ wurde in der Folge ein wichtiger Mitwirkender bei der Entwicklung des Individualverkehrs in Österreich, wobei das Verbindende stets im Vordergrund stand, wie Dr. Peter Rezar, Präsident der ARBÖ Bundesorganisation, weiß: „Mobilität ist damals wie heute ein Grundbedürfnis der Gesellschaft. Wir setzen uns seit jeher dafür ein, dass alle Mobilitäts- und Antriebsformen ihre Berechtigung haben und ihren Platz bekommen. Das gilt für Fußgängerinnen und Fußgänger ebenso wie für Radfahrerinnen und Radfahrer und Autofahrerinnen und Autofahrer. Wir verwehren uns dagegen, dass verschiedene Gruppen gegeneinander ausgespielt werden.“

Neben der Interessenvertretung fokussiert sich der ARBÖ vor allem auf die Themen Verkehrssicherheit, den Pannendienst und die technischen Dienstleistungen. Heute verfügt der ARBÖ in allen neun Bundesländern über eigene Landesorganisationen mit insgesamt 90 Prüfzentren. Rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich um die vielfältigen Anliegen der Mitglieder. Allen voran steht natürlich der Pannendienst mit seinen rund 600 Pannentechnikerinnen und Pannentechnikern.

Gemeinsam mit dem österreichweitem Team im ARBÖ-Contact-Center ist der ARBÖ an 365 Tagen im Jahr von 0 bis 24 Uhr für kleinere und größere Probleme erreichbar. In den meisten Fällen stellen sich diese Probleme für die ARBÖ-Pannenfahrerinnen und Pannenfahrer als schnell lösbar dar, immerhin können 9 von 10 Pannen direkt an Ort und Stelle behoben werden.

Wie wichtig ein funktionierender Pannendienst ist, belegen die jährlichen Einsatzzahlen: Allein im Jahr 2021 war der ARBÖ 112.000 Mal als Helfer in der Not gefragt. Das entspricht im Durchschnitt 307 Einsätzen pro Tag. Die einsatzstärksten Monate waren der Januar und der August, also die klassischen Reisezeiten. Doch dank des schnellen Einsatzes – die durchschnittliche Wartezeit vom Absetzen des Notrufes bis zum Eintreffen des Pannenhelfers beträgt 36 Minuten – konnte der Urlaub in den allermeisten Fällen ohne Verzögerung angetreten beziehungsweise fortgesetzt werden.

Neben dem Pannendienst profitieren die ARBÖ-Mitglieder aber auch von der objektiven und markenunabhängigen Expertise in den Prüfzentren. Besonders bei der §57a-Begutachtung vertrauen jedes Jahr rund 200.000 Mitglieder auf den ARBÖ. Aber auch bei anderen technischen Dienstleistungen, Fahrzeugchecks und Beratungsleistungen verlassen sich die 400.000 Mitglieder auf den ARBÖ.

So, wie sich der ARBÖ in den vergangenen 123 Jahren aktiv für sichere, nachhaltige und individuelle Mobilität eingesetzt hat, möchte der Mobilitätsklub auch die Zukunft der Mobilität aktiv mitgestalten, wie Dr. Peter Rezar bekennt: „Das Mobilitätsverhalten der Menschen befindet sich in einem gravierenden Umbruch.

Dieser Prozess wird durch verschiedene politische, soziale, demografische, ökonomische sowie technologische Entwicklungen begleitet und beeinflusst. Und wir als Mobilitätsklub möchten diesen Weg aktiv mitgestalten und haben daher den ‚1 2 3 Mobilitätsplan‘ entwickelt, der konkrete Forderungen für die Entwicklung der Mobilität von morgen beinhaltet.“

Konkret sind in diesem Plan neun Forderungen formuliert, die für eine zukunftsorientierte Individualmobilität von morgen unumgänglich sind. Die Berücksichtigung aller Mobilitätsformen spielt dabei eine ebenso wichtige Rolle wie der Ausbau der Infrastruktur, das Ende der finanziellen Belastungen oder die Technologieoffenheit. „Wir können den Menschen ihre Mobilität nicht wegnehmen. Trotzdem kann die Mobilitätswende geschafft und der Verkehr klimaneutral gestaltet werden. Dafür ist der Erfindergeist der Ingenieurinnen und Ingenieure gefragt, die schon in den vergangenen Jahrzehnten bewiesen haben, dass die Herausforderungen gelöst werden können. Denken wir nur an die Erfindung des Katalysators oder die Meilensteine in der Motorenentwicklung.

Jetzt müssen wir es schaffen, dass der Verkehr sauberer und klimafreundlich wird. Das ist aber nur möglich, wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden“, so Dr. Rezar.

Mit dem „1 2 3 Mobilitätsplan“ startet der ARBÖ in sein 124. Jahr und damit in ein neues Kapitel der bewegten Mobilitätsgeschichte. Der ARBÖ wird in diesem kommenden Abschnitt aktiv mitwirken und damit die Mobilität von morgen mitgestalten. So wie es die Gründungsväter vor 123 Jahren im Gasthaus „Zur roten Brez‘n“ begonnen haben.